ARMUT IST...
...auf dem rechten Wege zu hinken, während andere festen Schrittes abseits wandeln.
(Dies ist ein Wort des Trostes. Bitte weiterlesen..)
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Bildquelle: Copyright by Stefan Mathys
Wer von Armut betroffen ist, hat es da auch nicht leichter. Einer meiner Vorsätze fürs laufende Jahr, den ich dummerweise auch noch vollmundig angekündigt hatte, war, von der Sozialhilfe wegzukommen. Ich hab's (noch) nicht geschafft; es bleiben noch 5 Monate Zeit dazu. Aber ich habe auch Zweifel bezüglich meines Vorsatzes: kann man sich ernsthaft als Vorsatz für ein neues Jahr nehmen, aus der Armut herauszukommen? Nun, man kann es sich sicher vornehmen, aber die Sache gestaltet sich in etwa so wie wenn das Skiunfallopfer mit beidseitigen Kniesplitterbrüchen nach einer Woche im Spital behauptet: "Und übrigens, nächste Woche laufe ich bei der Benefizstaffette meiner Firma mit". Well, It's not gonna happen. Und so ist der Prozess, sich aus der Armut herauszuwinden, eben auch nicht einer, der sich mit purem, gutgemeintem Vorsatz meistern liesse.
Es ist doch vielmehr so: Armut ist wie eine Behinderung. Wer arm ist, hinkt. Er hinkt der Gesellschaft, den Anforderungen des täglichen Lebens hinterher und kommt nie nach, weil die anderen immer die Schnelleren sind - weil sie eben nicht durch die Armut behindert sind.
Schön und gut, aber wo ist hier nun das Wort des Trostes?
Man bedenke Folgendes: der Arme ist immer der Langsamere, weil er - unter anderem - arm wurde durch sein Unvermögen, die Geschwindigkeit der anderen mitzuhalten. Wir sind nicht alle Supersportler des Alltags. Also hinkt der Arme hinterher - aber (und jetzt kommt das Wichtige, was uns, den Armen, Trost spenden kann): wer auf dem rechten Wege hinkt und sich in der Vergangenheit nicht dazu verleiten liess - und es auch in Zukunft nicht zu tun gedenkt - auf den Abwegen der "Reichen und Erfolgsverwöhnten" zu wandeln, der darf erhobenen Hauptes die Abseitsgänger rechts und links an sich vorbeiziehen lassen.
Vergiss also nicht: Du bist zwar langsam auf deinem Weg, aber die Überholspuren vieler anderer sind nichts als Abwege, die früher oder später ins Aus führen werden. Und es sind jene Menschen, denen die Armut, wenn sie ihnen dann widerfährt, das Genick bricht. Und plötzlich - o Wunder - ziehst Du, hinkend in Deiner Spur, kopfschüttelnd an ihnen vorbei und kommst am Ende zuerst ans Ziel.